Weltfrauentag: Weibliche Führungskräfte im Gastgewerbe und Technologiesektor

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Im Hotel- und Gastgewerbe sind Frauen noch immer unterrepräsentiert – nur 1 von 22 CEOs und 1 von 9 Präsidenten sind Frauen. Und doch ist ihre Präsenz stärker denn je.

Heute bringen Frauen großartige Perspektiven und Kompetenzen in das Gastgewerbe und den Technologiesektor ein. Sie äußern furchtlos ihre Meinung und bahnen sich ihren eigenen Weg zum Erfolg und zu beispiellosem Wachstum.

Wir hatten das Vergnügen, mit Irene Talg, Hauptgeschäftsführerin des Hotels Tigaiga auf Teneriffa, und Tiziana Laterza, Hotelmanagerin des Grand Hotel Excelsior Vittoria in Sorrento, zu sprechen, die beide auch über ihren Erfolg in einer von Männern dominierten Branche hinaus einiges gemeinsam haben. Trotz ihrer unterschiedlichen Lebenswege, die sie dorthin geführt haben, wo sie heute stehen, teilen sie die Leidenschaft für das Hotel- und Gastgewerbe, Unternehmergeist und große Einsatzbereitschaft.

Wir haben uns auch für ein Gespräch mit Sherin Hegazy-Aka, Head der Partnerships Unit bei trivago, und Jessica Beger-Neth, Leiterin des Technical Partnerships Team bei trivago, zusammengesetzt, um mehr darüber zu erfahren, wie sie es geschafft haben, sich als Frauen in einer technologisierten Branche durchzusetzen und zu behaupten.

Im Folgenden gewähren sie uns einen Einblick in ihre Erfahrungen und persönlichen Erlebnisse und wir erfahren mehr darüber, wie man es als Frau heutzutage schafft, eine Führungsposition im Gastgewerbe und Technologiesektor zu besetzen.

Wollten Sie schon immer im Hotel- und Gastgewerbe arbeiten? Wie haben Sie Ihre heutige Position erreicht?

Irene Talg: Das Hotel ist ein Familienunternehmen und wurde 1959 von meinem Großvater und Vater gegründet. Meine Geschwister und ich kennen das Hotelleben von Kindesbeinen an, daher wollte ich eigentlich nicht im Gastgewerbe arbeiten. Ich habe BWL studiert, aber mein Vater machte mir die Entscheidung dann sehr leicht, doch in die Hotelbranche zurückzukehren. Er ließ mir von Anfang an sehr viel Freiraum, um all meine Ideen in sämtlichen Bereichen des Hotels umzusetzen, von Qualitätszertifizierungen bis zum Umweltmanagement und von Social Media bis zum Umsatzmanagement. So fing alles an.

Tiziana Laterza: Ich bin schon in jungen Jahren viel um die Welt gereist. Ich finde es total spannend, neue Kulturen und Menschen kennenzulernen und neue Erfahrungen zu sammeln. Das hat dann dazu geführt, dass ich in einem Reisebüro angefangen habe. Von da war der Sprung in die Hotelbranche nicht weit. So kann ich Teil der neuen Erfahrungen sein, die die Menschen auf Reisen suchen.

Jessica Beger-Neth: Ich wollte schon immer in der Reisebranche arbeiten. Nach meinem Studium [des Reise- und Tourismusmanagements]habe ich zuerst ein Praktikum bei trivago gemacht, das damals noch ein kleines Start-up war. Rückblickend war das eine meiner besten Entscheidungen. Bei einem Start-up hat man die Möglichkeit, selbst etwas zu entwickeln, zu gestalten, aufzubauen und kreativ zu sein, anstatt festgelegte Abläufe und Prozesse zu befolgen. Heute zählt trivago zu einem der führenden Technologieunternehmen – und es war für mich rückblickend betrachtet wohl der ideale Ort, um so große Verantwortung zu übernehmen und mein Wachstumspotential voll auszuschöpfen.

Sherin Hegazy-Aka: Ich stamme ursprünglich aus Ägypten und war schon als Kind von der Tourismusbranche fasziniert. Es war immer mein Traum, in einem internationalen Umfeld zu arbeiten. Die Reisebranche schien dafür perfekt zu sein. Zu der Zeit, als ich mit der Schule fertig war, kamen Online-Dienstleistungen gerade auf. Ich war fasziniert von den neuen Möglichkeiten, aber auch unsicher, welchen akademischen Weg ich einschlagen sollte. Letztendlich war es ein Studentenjob bei einem der Pioniere im Feld des Online-Vertriebs (WorldRes), der mir den Weg in die Reisebranche ebnete. Es war die perfekte Kombination aus der Arbeit in einem internationalen Umfeld und der Arbeit in der Reisebranche. Aber was am wichtigsten war: Ich habe erlebt, wie schön und aufregend die Arbeit in dieser Branche ist.


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Was gefällt Ihnen an Ihrem Job am besten?

Tiziana Laterza: Im Hotel- und Gastgewerbe hat man die Möglichkeit, in einem internationalen Umfeld zu arbeiten. Denn hier kommen nicht nur die Gäste aus aller Welt, sondern auch die Mitarbeiter. Es ist eine Branche, in der man viel mit Menschen zu tun hat, und das begeistert mich jeden Tag aufs Neue. Man kann kreativ sein und es den Gästen ermöglichen, ihren Aufenthalt im Hotel und dem jeweiligen Land so schön wie möglich zu gestalten.

Irene Talg: Es bereitet mir viel Freude, unsere Gäste glücklich zu machen und zu sehen, wie sehr sie das tagtägliche Engagement aller Mitarbeiter des Tigaiga-Teams schätzen.

Jessica Beger-Neth: Am besten gefällt mir an meinem Job, dass ich gehört werde. Heutzutage ist es nicht selbstverständlich, seine Ideen und Visionen mit anderen teilen und sich dafür auch Gehör verschaffen zu können. Es hat mir geholfen, gemeinsam mit dem Unternehmen zu wachsen.

Sherin Hegazy-Aka: Die Vielseitigkeit der Aufgaben sorgt dafür, dass jeder Tag sowohl spannend als auch herausfordernd ist. Jeder Aspekt, von der Ausarbeitung allgemeiner Strategien über die detaillierte Ansicht von Daten bis hin zum Verstehen technischer Details, trägt dazu bei, dass mir bei der Arbeit nie langweilig wird.

Besonders glücklich und stolz bin ich, wenn ich miterlebe, wie aus den jungen Talenten im Team mit der Zeit hochqualifizierte Fachkräfte werden. Was mich außerdem begeistert und ständig auf Trab hält, ist die Möglichkeit, das Team voranzubringen, zu motivieren und hoffentlich dazu zu inspirieren, auf unsere gemeinsamen Ziele hinzuarbeiten.

Was ist für Sie die größte Herausforderung in Ihrem Job?

Irene Talg: Es ist manchmal schwierig, auf dem Laufenden zu bleiben, denn ein Hotel hat so viele unterschiedliche Bereiche. Wir erfinden uns immer wieder neu, damit die Erwartungen unserer Stammgäste und unserer neuen Gäste im Tigaiga immer wieder übertroffen werden und sie einen unvergesslichen Urlaub haben. Wir möchten unseren Gästen einen Ort bieten, an dem sie sich zu Hause fühlen und sich entspannen können. Es geht dabei zum Beispiel nicht nur darum, den Aufenthalt in unseren grünen subtropischen Gärten rund um unser Hotelgelände zu genießen, sondern auch darum, zu erfahren, woher die Blumen und Pflanzen kommen und wann sie blühen.

Tiziana Laterza: Die Vielfalt, die eine Tätigkeit als Hotelmanagerin mit sich bringt – nicht nur, was die Arbeitszeit betrifft, sondern auch die Aufgaben, die man in dieser Zeit erledigt. Auch wenn die größte Herausforderung ist, Gäste (und Mitarbeiter) zufriedenzustellen, geht es in einem Hotel immer darum, die Wünsche und Bedürfnisse der Gäste zu erfüllen oder sogar zu übertreffen – es ist heutzutage nicht mehr einfach mit einem gemütlichen Bett und einer guten Mahlzeit getan!

Jessica Beger-Neth: Die größte Herausforderung scheint mir insbesondere im Hinblick auf die Hoteltechnologie die Fragmentierung der Branche zu sein. So viele Firmen bieten scheinbar identische Dienstleistungen an. Der Markt wird von Technologieprodukten geradezu überschwemmt, wobei viele zu teuer, zu kompliziert in der Handhabung oder nicht auf die Bedürfnisse und Budgets kleinerer Unterkünfte zugeschnitten sind. Dies erschwert unabhängigen Unterkünften die Auswahl der richtigen Angebote für ihr Unternehmen ungemein.

Sherin Hegazy-Aka: Eine der größten Herausforderungen ist es, mit der Flut an Informationen Schritt zu halten und zu entscheiden, was wirklich relevant ist und meine Aufmerksamkeit erfordert. Es macht mir zwar Spaß, dass meine Aufgaben so vielseitig sind – aber genau das macht es auch erforderlich, schnell zwischen einzelnen Themen zu wechseln. Ich muss in der Lage sein, bestimmte Punkte genau zu verstehen, und darf gleichzeitig den Blick für das große Ganze nicht verlieren.

Welche Innovationen haben Sie in Ihrer Unterkunft eingeführt?

Tiziana Laterza: Wir haben uns mit der Gemeinde Sorrent zusammengetan und veranstalten gemeinsam Kunstausstellungen, Livekonzerte lokaler Künstler, Theateraufführungen und vieles mehr. Ziel ist es, unseren Gästen die lokale Kunst näherzubringen, und das bisherige Feedback hat unsere Erwartungen bei Weitem übertroffen.

Irene Talg: Wir haben uns eine Kompostieranlage für den Bioabfall aus unserer Küche und dem Restaurant angeschafft. Unser Ziel ist es, auf diese Weise die Abfallmenge zu reduzieren und den Ausstoß von Treibhausgasen zu senken und gleichzeitig hochwertigen Kompost für unseren Garten zu produzieren.

Was können Unternehmen tun, um die Position von Frauen in der Arbeitswelt zu stärken?

Jessica Beger-Neth: Wissen und Bildung sind von wesentlicher Bedeutung und stärken die Position von Frauen. Daher ist es wichtig, in Frauen zu investieren und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich beispielsweise mittels Schulungen und Mentoring-Programmen weiterzubilden, damit sie ihre Fähigkeiten weiter ausbauen können.

Ich hatte eine Zeit lang einen weiblichen Coach. Sie hat mir wirklich weitergeholfen und mir aufgezeigt, wie ich mich besser präsentieren kann. Dadurch wurde mein Selbstvertrauen noch weiter gestärkt. Ich denke, wenn man die Position von Frauen stärkt, steigert man auch ihr Selbstbewusstsein. Gleichzeitig erhält man so motivierte Mitarbeiter, die großartige Beziehungen innerhalb des Unternehmens aufbauen und einen Beitrag zu wichtigen und strategischen Entscheidungen leisten.

Sherin Hegazy-Aka: Wir alle sind auf die ein oder andere Weise unbewusst voreingenommen und bevorzugen unwissentlich die Menschen, die uns ähnlich sind. Da sich in den meisten Machtpositionen Männer befinden, führt das zwangsläufig dazu, dass Frauen nicht die gleichen Aufstiegschancen haben. Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, sind mehrere Dinge nötig, angefangen damit, Bewusstsein für ein faires Einstellungsverfahren zu schaffen, um ein Arbeitsumfeld zu gestalten, in dem Frauen in Führungspositionen sichtbarer sind.

Frauen übernehmen nach wie vor den Löwenanteil bei der Betreuungsarbeit. Unternehmen, die Frauen stärken möchten, sollten daher auch anerkennen, dass es einschränkende externe Faktoren gibt. Flexible Arbeitsregelungen sind Teil der Lösung, führen aber häufig dazu, dass Frauen das gleiche Arbeitspensum für weniger Lohn bewältigen müssen.

Welchen Rat würden Sie Frauen geben, die am Anfang ihrer Karriere stehen und eine leitende Position anstreben?

Tiziana Laterza: Es ist wichtig, dass man seine Arbeit liebt, dafür brennt und immer wieder bereit ist, dafür Zeit zu investieren. Informieren Sie sich über aktuelle Trends im Hotel- und Gastgewerbe, darüber, was Reisende mögen und was dafür sorgt, dass sie sich in Ihrem Hotel wie zu Hause fühlen. Übernehmen Sie alltägliche Aufgaben, und seien sie auch noch so einfach oder unbedeutend. Und vor allen Dingen sollten Sie sich weiteres Wissen in Seminaren, Workshops oder auf Konferenzen aneignen. Dort können Sie sich mit den Teilnehmenden austauschen, neue Perspektiven kennenlernen und so zu einem Gewinn für Ihr Hotel werden.

Irene Talg: Lernen Sie sämtliche Aufgaben auf allen Ebenen eines Hotels kennen, damit Sie wissen, was es damit auf sich hat. Seien Sie offen für die facettenreichen Karrierechancen, die die Hotelbranche zu bieten hat. Wenn Sie Ihren Job lieben, werden Sie so glücklich werden.

Jessica Beger-Neth: Ich habe in den letzten Jahren immer wieder das alte Rollenklischee beobachtet, dass Männer die Führung übernehmen, während sich die Frauen um alles kümmern. Ich habe an zahlreichen Meetings mit Männern teilgenommen, deren Assistentinnen meist viel mehr Erfahrung und einen besseren Überblick über die wichtigen Themen hatten als sie. Daher möchte ich Frauen, die am Anfang ihrer Karriere stehen, folgenden Rat geben: Unterschätzen Sie sich nicht. Trauen Sie sich, den Mund aufzumachen. Versuchen Sie immer wieder, Chancen zu nutzen – sei es die Leitung eines neuen Projekts, die Teilnahme an einer Veranstaltung oder die Leitung Ihres ersten geschäftlichen Meetings.

Sherin Hegazy-Aka: Denselben, den ich auch jungen Männern geben würde: Hören Sie nie auf zu lernen, nehmen Sie konstruktives Feedback an und bleiben Sie standhaft, wenn Sie auf Herausforderungen treffen. Vor allem der letzte Punkt ist meiner Meinung nach ein Schlüssel zum Erfolg. Ganz genau wie ein Sportler werden Sie ohne Ausdauer und kontinuierliche Übung kaum besser werden. Frauen neigen dazu, viel selbstkritischer zu sein. Deshalb würde ich ihnen außerdem Folgendes raten: Glauben Sie an sich selbst und vertreten Sie Ihre Interessen selbstbewusster.

Die Organisation, die versucht, den Mangel an weiblichen Führungskräften in der Reise- und Tourismusbranche zu beheben 

Wir hatten außerdem die Gelegenheit, mit Laura Mandala zu sprechen, Geschäftsführerin von Mandala Research und frühere VP of Research bei der US Travel Association. Sie ist außerdem die Gründerin von Women in Travel & Tourism International (Witti), das es sich als Ziel gesetzt hat, Frauen in der Reise- und Tourismusbranche untereinander zu vernetzen, sie zu unterstützen und ihre Position zu stärken.

Während Laura die Personaldaten verschiedener Unternehmen und Organisationen erwähnt, betont sie, dass „Frauen auf der höchsten Führungsebene deutlich unterrepräsentiert sind“.

Witti hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit den folgenden Maßnahmen dagegen vorzugehen:

  • Anerkennen der Leistungen von Frauen in der Branche im Rahmen einer jährlichen Preisverleihung.
  • Anbieten von Networking-Möglichkeiten, umFrauen aus verschiedenen Bereichen der Branche miteinander zu vernetzen und ihnen so die Möglichkeit zu geben, sich gegenseitig über freie Posten für Führungskräfte zu informieren.
  • Austausch über den Mangel an weiblichen Führungskräften in Diskussionsrunden zum Thema Frauen in der Branche bei Tourismuskonferenzen und -messen auf der ganzen Welt.

„Analysen der Entscheidungen von Führungskräften zeigen, dass Menschen dazu neigen, Personen einzustellen, die ihnen ähneln und bereits ihren beruflichen oder gesellschaftlichen Kreisen angehören“, so Laura Mandala.  „Wenn wir diese Kreise nicht erweitern oder verlangen, dass bei der Besetzung von Führungspositionen mehr auf Vielfalt geachtet wird, wird sich auf der Führungsebene nichts ändern.“

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